Alles zu Kommunikation

Freitag, 10. Februar 2006

Zitat der Woche

Dürfte ich das Unwort des Zeitalters bestimmen, so käme nur eines in Frage: kommunizieren. Ein Autor kommuniziert nicht mit seinem Leser. Er sucht ihn zu verführen, zu amüsieren, zu provozieren, zu beleben. Welch einen Reichtum an (noch lebendigen) inneren Bewegungen und entsprechenden Ausdrücken verschlingt ein solch brutales Müllschluckerwort! Mann und Frau kommunizieren nicht miteinander. Die vielfältigen Rätsel, die sie einander aufgeben, fänden ihre schalste Lösung, sobald dieser nichtige Begriff zwischen sie tritt. Ein Katholik, der meint, er kommuniziere mit Gott, gehört auf der Stelle exkommuniziert. Zu Gott betet man, und man unterhält nicht, sondern man empfängt eine Heilige Kommunion. All unsere glücklichen und vergeblichen Versuche, uns mit der Welt zu verständigen, uns zu berühren und zu beeinflussen, die ganze Artenvielfalt unserer Erregungen und Absichten fallen der Ödnis und der Monotonie eines soziotechnischen Kurzbegriffs zum Opfer. Damit leisten wir dem Nichtssagenden Vorschub, das unsere Sprache mit großem Appetit auffrisst. – Botho Strauß

Literatur Kommunikation

Menschliche Kommunikation

* Georg Meggle: Grundbegriffe der Kommunikation. - 2. Auflage. - Berlin/New York, 1997 (1. Aufl. 1981).
* Paul Watzlawick Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien ISBN 3-456-82825-X
* Virginia Satir Kommunikation, Selbstwert, Kongruenz ISBN 3-87387-018-5
* Oliver Jahraus, Nina Ort Bewußtsein, Kommunikation, Zeichen ISBN 3-484-35082-2
* Heinz von Foerster, Ernst von Glasersfeld, Peter M. Hejl Einführung in den Konstruktivismus ISBN 3-492-21165-8
* Bernhard Badura, Klaus Gloy Soziologie der Kommunikation ISBN 3-7728-0363-6
* Roland Burkart Kommunikationswissenschaft ISBN 3-205-98185-5
* Kurt Koszyk, Karl Hugo Pruys Handbuch der Massenkommunikation ISBN 3-423-04370-9
* Helmut Glück Metzler-Lexikon Sprache ISBN 3-476-01519-X
* Christiane Grosser Kommunikationsform und Informationsvermittlung ISBN 3-8244-4000-8
* Dirk Baecker Kommunikation ISBN 3-379-20119-7
* Friedemann Schulz von Thun Miteinander reden 1. Störungen und Klärungen. Allgemeine Psychologie der Kommunikation. Reinbek (Rowohlt) 1981. ISBN 3-499-17489-8
* ders. Miteinander reden 2. Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung. Differentielle Psychologie der Kommunikation. Reinbek (Rowohlt) 1989. ISBN 3-499-18496-6
* ders. Miteinander reden 3. Das 'innere Team' und situationsgerechte Kommunikation. Reinbek (Rowohlt) 1998. ISBN 3-499-60545-7
* Peter Wendl: „Gelingende Fern-Beziehung. Entfernt zusammen wachsen“ ISBN 3-451-20896-2 [1]
* Monika Renz: Zuegnisse Sterbender: Todesnähe als Wandlung und letzte Reifung. 3. Aufl. Junfermann, Paderborn. ISBN 3-87387-622-1 (Kommunikation in bewusstseinsfernen Zuständen=terminale Kommunikation)

Definition Kommunikation

Definition und Zusammenhang

Eine allgemein anerkannte Definition des Begriffs existiert nicht.

Ein Ansatz besagt, dass die Teilnehmer einer Kommunikation Menschen aber auch andere Lebewesen oder Objekte (insbesondere Geräte) sein können. Demnach kann auch zwischen Menschen und Dingen eine Kommunikation stattfinden, etwa zwischen Mensch und Computer nach dem Schlagwort der „Mensch-Maschine-Kommunikation“.

Diskutiert wird vor allem, ob die Teilnehmer einer Kommunikation Individuen sein müssen, beziehungsweise ob jeder Kommunikation ein Bewusstsein zu Grunde liegt (siehe Turing-Test). In den technischen Disziplinen wird dies verneint und die Kommunikation als ein Prozess betrachtet, der den Zustand des Empfängers verändert. Aus philosophischer Sicht ist fraglich, ob es Kommunikation ohne "Verständnis" und "Erinnerung" überhaupt geben kann. Umstritten ist auch, ob Kommunikation intentional sein muss und ob es einseitige Kommunikation gibt.
"Die Saporoscher Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief" von Ilja Repin (1880)
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"Die Saporoscher Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief"
von Ilja Repin (1880)

* Vertikale Kommunikation ist die Kommunikation von Höhergestellten mit Untergebenen oder auch umgekehrt (auch komplementäre Kommunikation).
* Horizontale Kommunikation meint die Kommunikation von Gleichgestellten untereinander (auch symmetrische Kommunikation) - vgl. Abb. rechts).

Eine gängige Beschreibung der Kommunikation in den Geisteswissenschaften ist das Sender-Empfänger-Modell: Es besagt, dass Kommunikation nur stattfinden kann, wenn es mindestens zwei Teilnehmer an der Kommunikation gibt, wobei beide wechselseitig als Sender und als Empfänger fungieren. Dabei ist entscheidend, dass Sender und Empfänger über eine zumindest ähnliche Kodierung der übertragenen Nachrichten verfügen, um die empfangenen Signale interpretieren zu können.

Unstrittig ist, dass Kommunikation ein wesentliches Mittel zum Erlangen von Wissen und Erkenntnis darstellt: erst das Sammeln von Daten aus der Umgebung erlaubt es einem Individuum (oder auch einem Gerät), ein Modell der Umgebung zu erstellen und neue Informationen so in einen Kontext zu setzen, dass sie Bedeutung erlangen. Fasst man den Begriff der Kommunikation so weit, dass kein individueller oder intentionaler Sender vorausgesetzt wird, so ist Kommunikation sogar die einzige Möglichkeit zu Lernen, da jede Wahrnehmung Teil eines kommunikativen Vorganges ist.

Bemerkenswert unbekannt ist, dass auch zwischen den kleinsten Bestandteilen aller wahrnehmbaren Existenzen Kommunikation stattfindet mit dem Ziel, "Partnerschaften" zu bilden und zu stabilisieren, und dass das Ziel aller Kommunikation im besten Falle Verständigung über einen möglichst gerechten Austausch von Leistungen ist. Diese Leistungen können weit über das Spektrum von existentieller Grundsicherung (Atmung, Ernährung, Fortpflanzung usw.) bis hin zum Erwerb von Luxusgütern hinausgehen, die letztlich nichts anderem dienen als dem Erreichen von Wohlgefühlen und dem Vermeiden von Unwohlgefühlen (jeweils im weitesten Sinne). Kommunikation wird in diesem Sinne auch als Machtinstrument eingesetzt mit dem Ziel, Positionen zu erreichen, von denen aus mehr Wohlgefühle möglich sind.

In einem weiteren Sinne wird jedes Verhalten als Reaktion auf etwas oder jemanden als Kommunikation verstanden, da jedes reaktive Verhalten Mitteilungscharakter besitzt (Interaktion). Jedes Verhalten stellt eine Form von Kommunikation dar: "Man kann nicht nicht kommunizieren" (nach Paul Watzlawick).

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